Liebe Leserinnen und Leser,
die Erstellung dieser Ausgabe war ein Kampf. Aus den verschiedensten Gründen. Ein innerer Kampf, ein äußerer. Lohnt es sich für Schöngeist zu kämpfen? Und kämpfen heißt: die eigene Idee bewahren, schützen, oft bis an den Rand der (körperlichen) Selbstaufgabe. Für Feedback sind wir dankbar, doch wie auch immer es ausfällt, solange der innere Funke zündet, die Idee trägt und immer noch schwer wiegt, besteht diese Art von Notwendigkeit, weiter zu gehen, oft auch allein auf weiter Flur.
Kann eine Daseinsberechtigung sein, Schönheit zu vermitteln? Ich frage mich das immer wieder. Bei der Natur sind wir dort, wo sie mir am reinsten erscheint, die Schönheit in all ihrer Tiefe, wenn auch bis hin zu Zerstörung und Gebrochenheit. Die Natur hält dem Menschen einen Spiegel, und der Blick in diesen Spiegel kann in Augenblicken höchster Beseeltheit so erhellend sein, wie er in dem Vernehmen von Kluft und Distanz zerstörerisch und dunkel ist.
Die Beiträge zeigen und verhüllen, möchten Sie ein Stück mitnehmen auf dem Weg, Natur wahrzunehmen, in reflektierender bzw. an-schaulicher Weise, gewissermaßen in der Metaebene, denn greifbar und fühlbar wird sie in ihrer ganzen Fülle nur dort, wo sie ist - in ihrem eigenen Fleisch, ihrem eigenen Saft. Das erinnert mich an ein Gespräch, letztens in der Berliner S-Bahn aufgeschnappt: ein Geschäftsmann, hochdreißig, erzählt einem zweiten etwas über die Qualitäten einer (neuen?) Playstation-Version, bei der man sich mit dem virtuellen Gegner beim sportlichen Spiel völlig auspowern könne. Er ahmte die Bewegungen nach und nach langem enthusiastischen Reden warf er schließlich kurz ein: Hm, aber eigentlich kann man dann ja auch gleich richtig Tennis spielen. - Schön! Ich war wirklich erleichtert, dass er zu diesem Gedanken, der mir die ganze Zeit im Kopf dröhnte, während ich ihm zuhörte, noch fähig war.
Jetzt sind wir wieder mitten im Frühling und ist dieser fernab verstörender Klimamutmaßungen nicht schlicht und ergreifend ein Wunder? Wir sollten dankbar sein, diese Schönheit (immer wieder) erleben zu dürfen. Dieser Dankbarkeit gilt diese Ausgabe. Haben Sie Freude!
Tanja Porstmann |